Auf dieser Seite möchten wir Geschichten mit und über Michael reinbringen. Bitte schreibt uns Eure Geschichten, damit wir sie auch hier reinstellen können, um gemeinsam darüber lachen oder weinen zu können.
Für jede Erinnerung
sind wir dankbar.
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Als
er damals in Bonn war, stand ich in der früh auf um nach ihm
zu sehen. Er
schlief noch tief, allerdings auf dem Boden, da er runtergefallen war.
Ich legte
ihn zurück aufs Bett und legte ein Paar Kissen drum rum, damit
er nicht wieder
runterfallen kann. Er wachte nicht mal auf. Nach ca. 15 Min. machte es
wieder
„Boom“ und Michael lag wieder auf dem Boden, immer
noch ohne aufzuwachen.
Ich stopfte im Decken und Kissen darunter und ließ ihn auf
dem Boden
weiterschlafen. Michael hatte einen gesegneten Schlaf. (Tante)
Der
letzte Tag vor Michaels Tod war sehr schön. Wir waren bei
McDonalds und am
Nachmittag Eis essen. Als wir in der Eisdiele saßen und
gerade am Aussuchen
waren, beschwerte sich Michael mit strahlenden Augen: „Oh,
ich wollte doch nur
3 Kugeln, aber jetzt muss ich 4 essen, da 3 nicht auf der Karte
sind“: Hinten
ging gerade eine Bedienung vorbei und warf ein: „Ich kann Dir
auch 3 Kugeln
machen“. Tja, Michael das war der falsche Zeitpunkt. (Tante)
Nach dem Eisessen gingen wir zum Auto, um nach Hause zu fahren. Tante und Onkel gingen voraus, Michael und ich schlenderten hinterher. Da bekam Michi einen Anruf auf seinem Handy: Ein Klassenfreund. Sie wollten sich am Wochenende treffen, um an einem selbstgebauten Computer weiterzubasteln... Als wir beim Auto ankamen, lief Michi voraus und öffnete die Beifahrertür. Er fuhr gerne vorne mit und auch diesmal tat er so, als würde er vorne einsteigen wollen. Dann traffen sich unsere Blicke, wir lächelten uns wissend an. "Danke Michi für das Türaufhalten" sagte ich und stieg schnell ein. Noch ein Blick, noch ein Lächeln. Er machte die Tür zu: "Bitte, gern geschehen" und stieg mit einem schelmischen Grinsen hinten ein. Ein Gentelman eben. (Mama)
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Als
wir in Punta Cana waren, wollten alle Mädchen gegen Michael
Tischtennis spielen.
Stefanie, Lea und ich. Er spielte nämlich richtig gut. Da wir
uns nicht einigen
konnten, haben wir schlussendlich ausgemacht, dass jede von uns so
lange spielt,
bis der Ball am Boden ist. So musste Michael alleine gegen 3
Mädchen spielen.
(Biene, Schwester)
Wir
guckten immer „Wetten, dass“. Michael war von den
Wetten ganz fasziniert.
Ich schlief meistens während der Show ein. Am
nächsten Tag musste Michael mir
die Wetten erzählen. Meine Eltern können sich so was
nicht merken. (Biene)
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Ich
bin Michael´s Oma.
Wir
haben ein Geschäft und unser lieber Michael war schon seit
mehreren Jahren eine
große Unterstützung bei unseren Computerproblemen!
Einmal
nach einer schnellen und wunderbaren Lösung, habe ich mit
Begeisterung gesagt :
„ Michael, wir hätten es aber gut, Dich in unserer
Firma zu haben.“
Er
hat mich ernsthaft angeschaut und erst am nächsten Tag kam er
auf das Thema zurück:
„ Babci (so nannte er mich), ich kann aber nicht in euer
Geschäft einsteigen,
auch nicht, wenn ich mit meiner Schule fertig bin.“
Ich
habe ihn angelächelt : „ Michael, mein Lieber,
niemand erwartet auch dies von
Dir. Du wirst doch mit Deinem Wissen und Talent ein großer
Forscher oder ein
Konstrukteur! “
-
„ Das meine ich auch “ hat der beruhigt geantwortet.
Jetzt gehst Du weit von uns Deinen Weg und fehlst uns allen sehr! („Babci “- Oma)
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Es
war unser letzter Besuch - 2 Wochen vor Michael´s Unfall. Wir
wollten uns
verabschieden um zurück nach Hause zu fahren.
„Oh,
wie soll ich Dir denn ein Küsschen geben“ beschwerte
ich mich. Michael war ja
schon über einen Kopf größer. Da kniete
sich Michael vor mich hin. „Ist es
so besser, Babci?“.
Ich
möchte dies mit Dir Michael wieder und wieder erleben, denn Du
wärest ja jede
Woche größer und größer!!
Jetzt
knie ich vor Gott nieder und bete um Dein glückliches
Weiterleben! (
„Babci “- Oma)
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Vom September 2003 bis Februar 2004 unterrichtete ich Michaels Klasse im Biologie- und Chemiepraktikum. Auf dem Weg zum Fachraum sagte mir Michael eines Morgens seine ehrliche Meinung : "Frau Söhnlein, können wir heute nicht Chemie machen ? Das gefällt mir viel besser als Biologie." Weil dieser Satz in einem freundlichen Ton und aus einem weichen Herzen kam und weil kein Motzen und Meckern und Maulen dabei war, hat dieser einfache Satz eine starke Wirkung bei mir verursacht - so stark, dass ich ihn wert finde weiterzuerzählen. (Frau Söhnlein; Lehrerin)
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Eines
Tages habe ich Michael erzählt, dass es bei der
Lösung von Mathe-Aufgaben auch
so was wie eine Eleganz gibt. Dazu habe ich ihm ein Beispiel aus meiner
Schulzeit erzählt: es ging um aritmetische Reihen. Die
Klassensprecherin sagte
dem Lehrer, dass die Hausaufgabe zu schwierig war und die meisten sie
nicht Lösen
konnten. Darauf fragte der Lehrer mich und meinen Klassenkamaraden, ob
wir die
Aufgabe gelöst haben. Wir hatten ja gesagt und darauf wurde
ich zur Tafel
gebeten um zu zeigen wie es geht. Ich habe lange gerechnet, bis ich
endlich da
Ergebnis hatte. Der Lehrer fragte meinen Kollegen, ob er das gleiche
Ergebnis
hat. Er sagte ja, aber eine andere Methode. Er hat sie dann auf der
Tafel vorgeführt.
Im nu ohne viel zu rechnen hatte er das Ergebnis und bis heute, nach
über 50
Jahren, denke ich manchmal an diese Aufgabe. Mein Kollege war da
einfach besser
als ich. Darauf fragte mich Michael verschmitzt lächelnd
„Gab es das
wirklich, Dziadek (Opa auf Polnisch), dass jemand besser war als
Du?“
(Dziadek; Opa)
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Da
Michael keine Satellitenprogramme zu Hause hatte, kam er zu mir um
seine
Lieblingsprogramme zu sehen. Manchmal saß er oben vorm
Fernseher, ohne daß ich
es wußte. Wenn die Mama dann fragte, ob Michael bei mir sei,
habe ich verneint.
Als sie nach längerem Suchen ihn doch bei mir vor dem
Fernseher fand gab es das
übliche: „Erst die Arbeit, dann das
Vergnügen...“ Als sich Michael wieder
Mal ins Fernsehzimmer schleichen wollte , gabe es folgendes
Gespräch:
Ich
fragte: „Hat die Mama erlaubt?“
„Ja“
gab er zögernd zurück, „aber du kannst auch
sagen, ich sei nicht da“.
„Du
willst doch nicht, dass ich lüge“ Michael darauf:
„Nein, ich sage dir wann
du wegschauen sollst und dann kannst du die Wahrheit sagen.“
(Dziadek; Opa)
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In
den letzten Tagen haben wir einmal so schön im Garten Ordnung
gemacht. Michael
beschwerte sich über seine Gartenschere ohne Feder. Ich sagte:
„Michael, da
oben wo Christina (meine Frau) steht, liegt eine Schere, hole sie
dir.“ Er
ging nach oben und fragte Christina „Wo stehst denn
Du?“. Die verdutzte
Christina, die das Gespräch vorher nicht gehört hat
sagte nur „Hier“.
Michael nahm die Schere ohne weitere Worte. Er hat gerne manchen
verblüfft. Das
war sein für mich herrlicher Humor. (Dziadek; Opa)
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Meine Geschichte liegt schon eine Weile zurück. Zu diesem Zeitpunkt besaß ich einen ausrangierten Landrover der britischen Armee - ein richtiges Urviech halt. Michi (knapp 10 Jahre) hatte am Anfang ein bischen Respekt vor diesem Vehicle. Kein Wunder, die olive Tarnfarbe war ja auch nicht besonders einladend. Es dauerte nicht lange und die Scheu war überwunden - Michi wollte mal 'ne Runde mitfahren. Schnell wurde der Kindersitz installiert und Michi saß neben mir. Die Fahrt ging los und Michi, technikbegeistert wie er nun mal war, fing an, an dem einzigen Schalter zu spielen, der in seiner Nähe war. Ich weiß nicht mehr, ob irgendwelche andere Autofahrer irritiert waren, als wir mit den Frontscheinwerfern blinkend durch die Gegend fuhren. Ich mußte mir also schleunigst etwas einfallen lassen, wie ich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken konnte. Da fiel mir ein, daß ja noch ein Hebel in seiner Reichweite war - die Gangschaltung. Ich zeigte ihm kurz, wo die Gänge liegen. Dies war übrigens gar nicht so einfach, denn hakelig war gar kein Ausdruck für diese Schaltung. Nach ein zwei deutlichen "Grüßen" vom Getriebe und einem kleinen Schreck, hatte Michi die Gangpositionen drauf. Auf der Rückfahrt waren wir ein eingespieltes Team. Ich meinte ein kleines Leuchten in seinen Augen gesehen zu haben. Michael S. (ein Freund der Familie)
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Heute war ich am
Grab von Michi gestanden und mir
fiel wieder viel aus der Zeit ein, in der er mit unseren Kindern
zusammen
war. Die Erlebnisse, die sie hatten, sind aus seiner Grundschulzeit und
ich
glaube, heute ist der beste Tag diese Geschichte loszuwerden.
Vielleicht zaubert
sie ein kleines Lächeln auf euer Gesicht.
Während seiner Grundschulzeit in Mühlhausen hatte
Michi die Angewohnheit nach
der Schule nicht direkt nach Hause zu gehen, sondern er begleitete
gerne meine
Kinder nach Hause. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm
erklärt habe, wie wichtig es
sei, dass er gleich nach Hause geht, er hat dies immer auch verstanden,
bloß
befolgt hat er meine Hinweise nie. Wenn ich mittags am Herd stand und
das
Mittagessen zubereitete und hörte zwei Kinder vor dem Haus
laut lachen und
Qatschen, dann hätte ich jede Wette eingehen können,
dass ist Michi mit meiner
Tochter. Gewonnen hätte ich diese Wette immer. Oft musste er
auch unbedingt
noch etwas mit meinem Sohn besprechen und kam dann mit in die Wohnung.
Es
dauerte dann nicht lange und das Telefon klingelte und Kathrin fragte
wieder
einmal, ob ihr Michi bei uns sei - war er - meist zumindest.
Dies ist meine liebste Erinnerung, ich dachte immer: Der kleine Mann ist
ganz
Kavalier und bringt seine Schulfreundin brav nach Hause.
Außerdem musste ich
mich mit dem Kochen nicht so eilen, wenn Michi zur gleichen Zeit wie
meine
Tochter aus hatte, da ich ja wusste es gibt mal wieder
Verspätung, wegen
wichtiger Gespräche.
Ich könnte noch so einiges erzählen, aber wie gesagt,
diese Eigenschaft hat mir
an Michi besonders gut gefallen, echte Freundschaft halt.
Das
ist die Frage, die sich jeder stellt. Wenn
wir es geahnt hätten dann
hätten wir das getan, was
wir hätten anders machen können:
Da zu sein, um dich
aufzufangen.