Auf dieser Seite möchten wir Geschichten mit und über Michael reinbringen. Bitte schreibt uns Eure Geschichten, damit wir sie auch hier reinstellen können, um gemeinsam darüber lachen oder weinen zu können. 

Für jede Erinnerung sind wir dankbar.  

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 Michael war ca. 3 Jahre alt. Ich wohnte damals mit meinem Ex-Mann in Bonn und Michael war ein Wochenende bei uns. Bei irgendeinem Essen kam Michael auf die Idee Frikadellen mit Honig haben zu wollen. Ich hatte nichts dagegen (Geschmäcker sind eben verschieden). Seit damals erzählte er immer „Bei Tante gibt es Frikadellen mit Honig“. Er hat allerdings diese Kombination nicht noch mal haben wollen. (Tante)  

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Als er damals in Bonn war, stand ich in der früh auf um nach ihm zu sehen. Er schlief noch tief, allerdings auf dem Boden, da er runtergefallen war. Ich legte ihn zurück aufs Bett und legte ein Paar Kissen drum rum, damit er nicht wieder runterfallen kann. Er wachte nicht mal auf. Nach ca. 15 Min. machte es wieder „Boom“ und Michael lag wieder auf dem Boden, immer noch ohne aufzuwachen. Ich stopfte im Decken und Kissen darunter und ließ ihn auf dem Boden weiterschlafen. Michael hatte einen gesegneten Schlaf. (Tante)

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Der letzte Tag vor Michaels Tod war sehr schön. Wir waren bei McDonalds und am Nachmittag Eis essen. Als wir in der Eisdiele saßen und gerade am Aussuchen waren, beschwerte sich Michael mit strahlenden Augen: „Oh, ich wollte doch nur 3 Kugeln, aber jetzt muss ich 4 essen, da 3 nicht auf der Karte sind“: Hinten ging gerade eine Bedienung vorbei und warf ein: „Ich kann Dir auch 3 Kugeln machen“. Tja, Michael das war der falsche Zeitpunkt. (Tante)

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Nach dem Eisessen gingen wir zum Auto, um nach Hause zu fahren. Tante und Onkel gingen voraus, Michael und ich schlenderten hinterher. Da bekam Michi einen Anruf auf seinem Handy: Ein Klassenfreund. Sie wollten sich am Wochenende treffen, um an einem selbstgebauten Computer weiterzubasteln... Als wir beim Auto ankamen, lief Michi voraus und öffnete die Beifahrertür. Er fuhr gerne vorne mit und auch diesmal tat er so, als würde er vorne einsteigen wollen. Dann traffen sich unsere Blicke, wir lächelten uns wissend an. "Danke Michi für das Türaufhalten" sagte ich und stieg schnell ein. Noch ein Blick, noch ein Lächeln. Er machte die Tür zu: "Bitte, gern geschehen" und stieg mit einem schelmischen Grinsen hinten ein. Ein Gentelman eben. (Mama)

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Als wir in Punta Cana waren, wollten alle Mädchen gegen Michael Tischtennis spielen. Stefanie, Lea und ich. Er spielte nämlich richtig gut. Da wir uns nicht einigen konnten, haben wir schlussendlich ausgemacht, dass jede von uns so lange spielt, bis der Ball am Boden ist. So musste Michael alleine gegen 3 Mädchen spielen. (Biene, Schwester)

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Wir guckten immer „Wetten, dass“. Michael war von den Wetten ganz fasziniert. Ich schlief meistens während der Show ein. Am nächsten Tag musste Michael mir die Wetten erzählen. Meine Eltern können sich so was nicht merken. (Biene)

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Ich bin Michael´s Oma.

Wir haben ein Geschäft und unser lieber Michael war schon seit mehreren Jahren eine große Unterstützung bei unseren Computerproblemen!

Einmal nach einer schnellen und wunderbaren Lösung, habe ich mit Begeisterung gesagt : „ Michael, wir hätten es aber gut, Dich in unserer Firma zu haben.“ 

Er hat mich ernsthaft angeschaut und erst am nächsten Tag kam er auf das Thema zurück: „ Babci (so nannte er mich), ich kann aber nicht in euer Geschäft einsteigen, auch nicht, wenn ich mit meiner Schule fertig bin.“

Ich habe ihn angelächelt : „ Michael, mein Lieber, niemand erwartet auch dies von Dir. Du wirst doch mit Deinem Wissen und Talent ein großer Forscher oder ein Konstrukteur! “ 

- „ Das meine ich auch “ hat der beruhigt geantwortet.

Jetzt gehst Du weit von uns Deinen Weg und fehlst uns allen sehr! („Babci “- Oma)

 

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Es war unser letzter Besuch - 2 Wochen vor Michael´s Unfall. Wir wollten uns verabschieden um zurück nach Hause zu fahren.

„Oh, wie soll ich Dir denn ein Küsschen geben“ beschwerte ich mich. Michael war ja schon über einen Kopf größer. Da kniete sich Michael vor mich hin. „Ist es so besser, Babci?“.

Ich möchte dies mit Dir Michael wieder und wieder erleben, denn Du wärest ja jede Woche größer und größer!!

Jetzt knie ich vor Gott nieder und bete um Dein glückliches Weiterleben!    ( „Babci “- Oma)  

 

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Vom September 2003 bis Februar 2004 unterrichtete ich Michaels Klasse im Biologie- und Chemiepraktikum. Auf dem Weg zum Fachraum sagte mir Michael eines Morgens seine ehrliche Meinung : "Frau Söhnlein, können wir heute nicht Chemie machen ? Das gefällt mir viel besser als Biologie." Weil dieser Satz in einem freundlichen Ton und aus einem weichen Herzen kam und weil kein Motzen und Meckern und Maulen dabei war, hat dieser einfache Satz eine starke Wirkung bei mir verursacht - so stark, dass ich ihn wert finde weiterzuerzählen. (Frau Söhnlein; Lehrerin)

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Eines Tages habe ich Michael erzählt, dass es bei der Lösung von Mathe-Aufgaben auch so was wie eine Eleganz gibt. Dazu habe ich ihm ein Beispiel aus meiner Schulzeit erzählt: es ging um aritmetische Reihen. Die Klassensprecherin sagte dem Lehrer, dass die Hausaufgabe zu schwierig war und die meisten sie nicht Lösen konnten. Darauf fragte der Lehrer mich und meinen Klassenkamaraden, ob wir die Aufgabe gelöst haben. Wir hatten ja gesagt und darauf wurde ich zur Tafel gebeten um zu zeigen wie es geht. Ich habe lange gerechnet, bis ich endlich da Ergebnis hatte. Der Lehrer fragte meinen Kollegen, ob er das gleiche Ergebnis hat. Er sagte ja, aber eine andere Methode. Er hat sie dann auf der Tafel vorgeführt. Im nu ohne viel zu rechnen hatte er das Ergebnis und bis heute, nach über 50 Jahren, denke ich manchmal an diese Aufgabe. Mein Kollege war da einfach besser als ich. Darauf fragte mich Michael verschmitzt lächelnd „Gab es das wirklich, Dziadek (Opa auf Polnisch), dass jemand besser war als Du?“ (Dziadek; Opa)

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Da Michael keine Satellitenprogramme zu Hause hatte, kam er zu mir um seine Lieblingsprogramme zu sehen. Manchmal saß er oben vorm Fernseher, ohne daß ich es wußte. Wenn die Mama dann fragte, ob Michael bei mir sei, habe ich verneint. Als sie nach längerem Suchen ihn doch bei mir vor dem Fernseher fand gab es das übliche: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen...“ Als sich Michael wieder Mal ins Fernsehzimmer schleichen wollte , gabe es folgendes Gespräch:

Ich fragte: „Hat die Mama erlaubt?“

„Ja“ gab er zögernd zurück, „aber du kannst auch sagen, ich sei nicht da“.

„Du willst doch nicht, dass ich lüge“ Michael darauf: „Nein, ich sage dir wann du wegschauen sollst und dann kannst du die Wahrheit sagen.“ (Dziadek; Opa)

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In den letzten Tagen haben wir einmal so schön im Garten Ordnung gemacht. Michael beschwerte sich über seine Gartenschere ohne Feder. Ich sagte: „Michael, da oben wo Christina (meine Frau) steht, liegt eine Schere, hole sie dir.“ Er ging nach oben und fragte Christina „Wo stehst denn Du?“. Die verdutzte Christina, die das Gespräch vorher nicht gehört hat sagte nur „Hier“. Michael nahm die Schere ohne weitere Worte. Er hat gerne manchen verblüfft. Das war sein für mich herrlicher Humor. (Dziadek; Opa)

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Michael wurde immer reifer. Auch im Benimm Dich... Ich den letzten Monaten vergaß er nie zu Grüßen, und das mit einer melancholischen Herzlichkeit. Es war immer „Hallo Dziadek...“ und meine Antwort in Gleichklang. Ich höre heute noch seine Begrüßung und antworte oft laut. „Hallo Michael“, ein Dialog, der zum Monolog verkommen ist. (Dziadek; Opa)  

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Meine Geschichte liegt schon eine Weile zurück. Zu diesem Zeitpunkt besaß ich einen ausrangierten Landrover der britischen Armee - ein richtiges Urviech halt. Michi (knapp 10 Jahre) hatte am Anfang ein bischen Respekt vor diesem Vehicle. Kein Wunder, die olive Tarnfarbe war ja auch nicht besonders einladend. Es dauerte nicht lange und die Scheu war überwunden - Michi wollte mal 'ne Runde mitfahren. Schnell wurde der Kindersitz installiert und Michi saß neben mir. Die Fahrt ging los und Michi, technikbegeistert wie er nun mal war, fing an, an dem einzigen Schalter zu spielen, der in seiner Nähe war. Ich weiß nicht mehr, ob irgendwelche andere Autofahrer irritiert waren, als wir mit den Frontscheinwerfern blinkend durch die Gegend fuhren. Ich mußte mir also schleunigst etwas einfallen lassen, wie ich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken konnte. Da fiel mir ein, daß ja noch ein Hebel in seiner Reichweite war - die Gangschaltung. Ich zeigte ihm kurz, wo die Gänge liegen. Dies war übrigens gar nicht so einfach, denn hakelig war gar kein Ausdruck für diese Schaltung. Nach ein zwei deutlichen "Grüßen" vom Getriebe und einem kleinen Schreck, hatte Michi die Gangpositionen drauf. Auf der Rückfahrt waren wir ein eingespieltes Team. Ich meinte ein kleines Leuchten in seinen Augen gesehen zu haben.    Michael S. (ein Freund der Familie)


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Heute war ich am Grab von Michi gestanden und mir fiel wieder viel aus der Zeit ein, in der er mit unseren Kindern zusammen war. Die Erlebnisse, die sie hatten, sind aus seiner Grundschulzeit und ich glaube, heute ist der beste Tag diese Geschichte loszuwerden. Vielleicht zaubert sie ein kleines Lächeln auf euer Gesicht.
Während seiner Grundschulzeit in Mühlhausen hatte Michi die Angewohnheit nach der Schule nicht direkt nach Hause zu gehen, sondern er begleitete gerne meine Kinder nach Hause. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm erklärt habe, wie wichtig es sei, dass er gleich nach Hause geht, er hat dies immer auch verstanden, bloß befolgt hat er meine Hinweise nie. Wenn ich mittags am Herd stand und das Mittagessen zubereitete und hörte zwei Kinder vor dem Haus laut lachen und Qatschen, dann hätte ich jede Wette eingehen können, dass ist Michi mit meiner Tochter. Gewonnen hätte ich diese Wette immer. Oft musste er auch unbedingt noch etwas mit meinem Sohn besprechen und kam dann mit in die Wohnung. Es dauerte dann nicht lange und das Telefon klingelte und Kathrin fragte wieder einmal, ob ihr Michi bei uns sei - war er - meist zumindest.
Dies ist meine liebste Erinnerung, ich dachte immer: Der kleine Mann ist ganz Kavalier und bringt seine Schulfreundin brav nach Hause. Außerdem musste ich mich mit dem Kochen nicht so eilen, wenn Michi zur gleichen Zeit wie meine Tochter aus hatte, da ich ja wusste es gibt mal wieder Verspätung, wegen wichtiger Gespräche.
Ich könnte noch so einiges erzählen, aber wie gesagt, diese Eigenschaft hat mir an Michi besonders gut gefallen, echte Freundschaft halt.

 
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"Was hätte ich anders machen können?"

Das ist die Frage, die sich jeder stellt. Wenn wir es geahnt hätten dann hätten wir das getan, was wir hätten anders machen können:
Da zu sein, um dich aufzufangen.

   

Du bist schon größer gewesen als ich und Deine Mutter. Bald wäre das Streichen über Deinen Kopf nicht mehr möglich gewesen. Dann hättest Du liebevoll von oben herab über den Kopf Deiner Tante mit den Worten „Meine kleine Tante“ gestrichen. Warum kann ich das nicht mehr erleben!!! (Deine Tante)

 
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...heute ist der 888. Tag, seit wir unseren Michi vermissen.

          Eine Ewigkeit?           ...oder nur ein Augenblick?

Die vielen Gedanken an Ihn, Sehnsüchte, Träume könnten eine ganze Ewigkeit ausfüllen,
und doch dauert jeder von ihnen nur einen Augenblick......

Es heißt: "Zeit heilt alle Wunden".
Doch damit diese Wunde heilt, bedürfte es einer Ewigkeit...
                                                                                  ...oder eines Augenblicks des Wiedersehens...

Michi,
wir haben Dich immer bei uns, tragen Dich in unseren Herzen, Du bist immer noch Teil unseres Lebens.
Und ich weiß, wir werden uns wiedersehen, auch wenn es vielleicht noch eine Ewigkeit dauert...

Deine Mama